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AutorenbildBarbara Rosenthaler

PFERDE LEIDEN STUMM – PFERDESPRACHE VERSTEHEN



DIE PSYCHE DES PFERDES IST DER VERMITTLER ZWISCHEN WAHRNEHMUNG UND KÖRPERLICHER REAKTION!


Stalluntugenden bei Pferden sind keine Charakterfehler, sondern Anzeichen dafür, dass Pferde mit den Haltungs- und Trainingsbedingungen unglücklich sind!


Pferde verhalten sich nicht "unanständig", wenn sie weben oder koppen, vielmehr sind diese Verhaltensstörungen STILLE HILFESCHREIE und oft ein Resultat von ungenügenden Haltungsbedingungen und unterdrückter Triebe, die die Pferde nicht ausleben können oder dürfen. Um die Psyche der Pferde zu verstehen, muss man zuerst einmal zwischen "Verhalten, Ausdruck und Emotion" unterscheiden können! Damit man in späterer Folge die stillen Hilferufe erkennen kann Ursachenforschung betreiben kann und Lösungsansätze erarbeitet werden können.


Verhalten sind alle Aktionen und Reaktionen die sich beobachten und messen lassen!

Das Verhalten von Pferden hat den Zweck sich an die Umwelt anzupassen, um sein Überleben zu sichern und den täglichen Bedarf zu decken.

Ebenso sorgt es für Wohlbefinden, sichert die Fortpflanzung und beugt Verletzungen und Schäden vor.


Es werden fünf Arten von Verhaltensstörungen nach ihren Ursachen unterschieden:


Symptomatische Störung: Veränderung des Verhaltens infolge von Verletzungen, Infektionen und Degenrationserscheinungen (Rückbildung und Verfall von Gewebe oder Organen) Bsp.: häufiges Kopfschütteln infolge einer Ohrentzündung


Zentralnervöse Störung: Veränderung des Verhaltens aufgrund einer Infektion oder eines Traumatas des zentralen Nervensystems


Endogene Störungen: Veränderung des Nervensystems oder endokrinen Systems aus inneren Ursachen heraus Bsp.: Dauerrosse oder Binnenhodigkeit (innenliegende Hoden)


Mangelbedingte Störung: abweichende Handlungen aufgrund fehlender Substanzen (Raufutter- oder Spurenelementemangel) Bsp.: exzessives Holzknabbern oder abschlecken von Eisen


Reaktive Störung: durch unzureichende Haltungsbedingungen oder falschen Umgang Bsp.: Koppen, Weben.....


Ausdrucksverhalten, oder auch Gemütsbewegungen genannt, ist die Laufschrift des Pferdes, sie sichert das Überleben und dient zur Kommunikation.

Die Körperhaltung und Bewegung zeigen den Gemütszustand an! Dies bedeutet dass man mit um trainieren von Bewegungsmustern das Empfinden des Tieres beeinflussen kann.


Bereits Aristoteles erkannte die Verbindung der Psyche des Pferdes mit dessen Ausdrucksverhalten:


Ändert sich der Zustand der Seele, so ändert dies auch das Aussehen des Körpers und umgekehrt, ändert sich das Aussehen des Körpers, so ändert dies zugleich auch den Zustand der Seele.


Aristoteles



Emotionen


„Leidet der Leib, muss die Seele mit behandelt werden“. Sokrates


Er beschrieb damals bereits, dass seelische (psychische) Konflikte, Ängste und chronische Sorgen, körperliche Dysbalancen nicht nur aufrechterhalten und verstärken können sondern auch verursachen. Auch meinte Sokrates damals schon dass die Macht der Seele über den Körper enorm sei.


Emotionen (positiv wie negativ) haben einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit

Gefühle helfen Leistungen länger aufrecht zu erhalten und Anstrengung zu reduzieren

Emotion ist mehr als nur ein Gefühl

Gemütsbewegungen sind nicht nur Ausdruck von Gefühlen, sondern Bewegungen können auch Gefühle erzeugen!

Störungen welche die angemessene Fluchtreaktion stören erzeugen Angst (Lahmheiten, Gleichgewichtsverlust…..)

Gefühle sind Energie in Bewegung und das Koordinieren oder Kontrollieren der Gefühle entscheidet oft den Sieg.

Der Fluss eines negativen Gefühls kann Handlungen blockieren und positive können beflügeln.


Die meisten Pferderassen haben sich im Laufe der Evolution auf die Verteidigungsstrategie FLUCHT spezialisiert. Gefühle, Verhaltensweisen und Körper haben sich an diese Strategie angepasst. Jegliche Störung (Lahmheiten, Gleichgewichtsverlust, Koordinationsprobleme) welche die angemessene Fluchtreaktion stören, erzeugen ANGST.



Kann man die Gefühle beim Pferd trainieren?


JA, mit der klassischen Konditionierung. Manche Trainer haben sich dies durch Clickertraining zu Nutze gemacht und können hier gut ansetzen. Denn diese Methode ist keine Spielerei sondern tatsächlich eine Trainingsmethode. Ursprünglich entwickelt von der US-Army um ihre Ratten und Delphine für den Einsatz zu trainieren. Die neuronalen Netzwerke werden umprogrammiert und so bekommt ein Reiz ein anderes Gefühl zugeordnet.



Quelle: Lexikon der Pferdesprache Dr. M. und J. Neugebauer, Ulmer 2011

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